„Ich fühle mich akzeptiert in der Branche“
Sie hat schon in der zweiten Klasse Musik gemacht, und seit sie 15 ist davon geträumt, eine DJ zu werden: Mit 24 Jahren hat Anne aus Coburg ihren Traum schließlich wahr gemacht und ist nun seit einem Jahr nebenberuflich als DJ YELL.O in der Region Coburg unterwegs. Wir trafen die junge Frau mit Mütze – ihr Markenzeichen! – zum Interview und sprachen mit ihr über Träume, Taten und das Tanzen.
Anne, meine erste Frage: Bist du eine DJane oder eine DJ?
(lacht). Ich mag es lieber, wenn man mich als DJ bezeichnet. Ich denke, es sollte gar nicht nötig sein, da eine Gendertrennung vorzunehmen. Ich bin Frau, ich bin eine DJ. Und der wahre Grund ist eigentlich, dass ich die Schreibweise DJ optisch schöner finde (schmunzelt).
Was meinst du: Warum ist die DJ-Branche bislang so männerlastig?
Das ist eine gute Frage, die ich aber auch nicht so richtig beantworten kann. Nach meinem Gefühl gibt es im Bereich Techno/Elektro immer mehr sehr bekannte und gute Frauen als DJs, bzw. solche, die auch selbst Musik produzieren. Das freut mich sehr. Grundsätzlich sind aber – und ich weiß auch nicht warum – immer noch viel mehr Männer in dem Bereich tätig.
Stört dich das?
Nö, ich komme da gut klar und fühle mich akzeptiert. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich durch einen Freund, der schon älter ist und selbst DJ, zu diesem Job gekommen bin. Wir legen häufig gemeinsam auf und er ist es, der mir auch schon den ein oder anderen Auftrag vermittelt hat. Ich würde mich natürlich trotzdem über mehr weibliche Sichtbarkeit in der Branche freuen.
Anne hat schon als Kind Spaß daran gehabt, Musik zu machen. Seit sie 15 war, träumte sie vom DJ-Dasein.
Erzähl doch mal, wie hat das alles begonnen?
Als ich so mit 15/16 Jahren zusammen mit meiner älteren Schwester auf die ersten Partys durfte, da hat er schon aufgelegt. Er, das war damals DJ Young Fizz, heute DJ Fizz, mit dem ich aktuell zusammen arbeiten darf. Er war schon damals mein großes Vorbild. So cool und lässig Musik aufzulegen, das wollte ich auch können. In dem Alter war ich allerdings noch etwas zu schüchtern und habe mich nicht wirklich getraut, ihn direkt anzusprechen, bzw. ihn zu fragen, ob er mir vielleicht den ein oder anderen Trick zeigen kann.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe mir damals mit 15 Jahren einen ersten kleinen Controller gekauft, das ist das Gerät, das jeder und jede DJ braucht, um die Musikübergänge aussteuern zu können. Damit habe ich zu Hause geübt und geübt und hier und da für Freunde auch auf Partys daheim aufgelegt, das hat viel Spaß gemacht. Aber dann kam eine Zeit, in der ich dazu nicht mehr so die Lust hatte. Ich war dann in der Oberstufe am Gymnasium Ernestinum und brauchte einfach Zeit zum Lernen fürs Abi – und Zeit für mich.
Locker, lässig und manchmal auch ganz schön laut: Anne kann als DJ YELL.O auf Partys ganz schön einheizen.
Wann kam die Begeisterung fürs Musikmachen zurück?
Vor zwei Jahren habe ich mir einen eigenen guten Controller gekauft und hatte wieder richtig Bock drauf. Ich war zu dieser Zeit auch auf vielen Festivals unterwegs und fühlte mich in dieser Szene unglaublich wohl. Und da war ja noch mein Vorbild DJ Young Fizz…
Wie habt ihr wieder zusammen gefunden?
Unsere Freundeskreise haben sich im Laufe der Zeit vermischt, mein bester Kumpel Jo wohnt ganz in der Nähe von ihm, also hat man öfter mal gemeinsam ein Bier getrunken und ist dabei ins Gespräch gekommen. Irgendwann hat Joschka alias DJ Fizz dann gemeint, dass er irgendwann mal eine Nachfolgerin sucht, und ob ich denn immer noch so Interesse am Auflegen habe. Mit der Zeit hat sich das dann alles so ergeben, wir standen dieses Jahr schon öfter gemeinsam auf der Bühne. Wir sind ein richtig gutes Team geworden, Joschka unterstützt mich und nimmt mir immer ein wenig die Nervosität vor jedem gemeinsamen Event.
Seid ihr oft zusammen unterwegs?
Ja, auf vielen Dorffesten in der Region legen wir gemeinsam auf. An welches ich echt gerne zurückdenke ist das Ballonfest, das Ende August in Bad Rodach stattgefunden hat. Da haben wir für über 4000 Leute Musik gemacht, das war mega.
Alleine bist du aber auch buchbar?
Klar, ich habe ja nun seit einem Jahr mein Nebengewerbe angemeldet und freue mich über Aufträge. Bislang läuft es auch echt gut über Mundpropaganda, ich muss gar nicht groß Werbung machen. Ich werde für Hochzeiten und Partys gebucht und zu viel soll es auch nicht sein, ich arbeite ja hauptberuflich als Social Media Managerin in einer Agentur.
Hoch die Kugel: Für Anne ist mit ihrem nebenberuflichen Gewerbe als DJ ganz viel Leichtigkeit und Spaß in ihr Leben gekommen.
Ist für dich als DJ YELL.O ein Traum in Erfüllung gegangen?
Das habe ich mich so noch gar nie gefragt. Aber wenn ich so direkt darüber nachdenke, ja, das kann man schon so sagen. Ich habe schon immer gerne Musik gemacht und habe bereits in der zweiten Klasse in der Grundschule eine kleine Band gegründet und diese viele Jahre lang mit zwei Kumpels aufrecht erhalten. Wir haben in Kellerräumen unserer Eltern geprobt und diese sind auch super stolz zu unseren kleinen Auftritten gekommen. Ich habe gesungen und Bass gespielt. Wir waren damit damals sogar in der Zeitung.
Welches ist eigentlich Deine eigene Musikrichtung?
Ich selbst höre sehr gerne Melodic Techno, aber auch viele deutsche Interpreten, zum Beispiel Künstler wie MAJAN oder Zartmann. Ich mag privat keine Mainstream-Charts – mit Ausnahme der Klassiker aus den 2000ern – würde aber sagen, dass ich musikalisch doch recht flexibel bin. Mein Vater hat früher in meiner Kindheit sehr oft laute Musik gehört, Beatles und Rolling Stones und so, das gefällt mir daher auch (lacht). Wenn ich gebucht werde, passe ich mich natürlich den entsprechenden Wünschen an. Wenn es keine großen Vorgaben gibt, dann konzentriere ich mich meistens auf einen Mix aus aktuellen Charthits. Ich mag es besonders gerne, wenn ältere Songs geremixt sind und mit coolen Beats unterlegt.
Tanzt du denn selbst auch gerne?
Oh ja, und wie (strahlt). Wenn ich selbst unterwegs bin, bin ich meist die erste auf dem Dancefloor – und manchmal die letzte (lacht herzlich). Es kann sogar passieren, dass ich beim selbst Auflegen mal kurz vom Pult aufspringe und zu einem Lied in der Menge mittanze. Zu einer coolen Musik zu tanzen, das befreit und macht glücklich. Als DJ YELL.O möchte ich dieses Gefühl so oft wie möglich an die Menschen weitergeben können.
Immer gut drauf: Anne tanzt als DJ YELL.O manchmal selbst mit – ob am Pult oder auch mal auf dem Dancefloor.
Noch abschließend eine wichtige Frage: Wieso nennst du dich DJ YELL.O?
Ich liebe die Farbe Gelb, deshalb Yellow. Das englische Wort für Gelb war mir alleine aber auch zu langweilig. Da ich privat auch sehr gerne mal laut sein kann, passte das Wort ‚yell‘ ganz gut (übersetzt: schreien). Also wurde dann der Name YELL.O kreiert. Wenn ich Lust habe, trage ich dann auch gerne mal bei meinen Auftritten ein gelbes Element an mir.
Fotos: Johannes Oberleiter
schoen.frau-Steckbrief
Anne Wagner
Geburtstag: 15.02.1999
Geburtsort: Coburg
Wohnort: Coburg
Ausbildung/Beruf: Social Media Managerin
Was macht dich glücklich? Eine schöne Zeit mit der Familie oder Freunden
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Anne Wagner
Geburtstag: 15.02.1999
Geburtsort: Coburg
Wohnort: Coburg
Ausbildung/Beruf: Social Media Managerin
Was macht dich glücklich? Eine schöne Zeit mit der Familie oder Freunden
Das Interview führte Christina, die gemeinsam mit Senta total happy ist, dass sich Anne auf ihren schoen.frau-Instagram-Aufruf gemeldet hatte und nun beim schoen.frau after.work am 7. November aufgelegt hat. Es war eine geniale Stimmung. Danke, Anne!
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