Verliebt in die Freiheit

Auch, wenn Romy Reveltzis gerne in Coburg wohnt, zu Hause fühlt sie sich eigentlich auf der Straße. Und das nicht etwa in einem Campingmobil oder einem PKW: Romy lenkt am liebsten einen 40-Tonner über die Autobahnen. Hoch oben in ihrer Führerkabine ist die gebürtige Thüringerin glücklich, hier sei sie ihr freier Herr, wie sie selbst sagt. Wie die LKW-Fahrerin und Monteurin zur Geschlechterrollendebatte steht, und wie sie sich als Frau in diesem von Männern dominierten Beruf behauptet, das erzählt sie mir im Interview. Bei Rührei und Kaffee kommt sie in Fahrt und sprudelt nur so vor Erlebnissen und Eindrücken aus ihrem schon langen Truckerleben, das sie schon in viele Länder der Welt geführt hat.
Alleine unter Männern, trifft das auf dich zu, liebe Romy?

Das trifft den Nagel auf den Kopf (lacht herzlich). Gerade in meinem jetzigen Job bin ich von weltweit circa 250 Männern die einzige Frau. Ich arbeite als Monteurin für Röntgengeräte, die auf der ganzen Welt installiert werden. Da ich einen LKW-Führerschein habe, bin unter anderem ich diejenige, die die Geräte ausliefert und vor Ort aufbaut. Na ja, und früher, als ich eigentlich nur auf der Straße gelebt habe, da war ich auch eine von wenigen weiblichen Fahrern.

Ab 500 PS kommt sie in Fahrt: Romy Reveltzis ist beruflich viel mit dem LKW unterwegs.
Du sprichst von dir als Fahrer, nicht als Fahrerin?

Ja, ich bin Fahrer, fertig. Ich sag ja auch, ich bin mein eigener Herr auf der Straße (grinst). Diese ganze Genderdebatte in puncto Sprache ist nichts für mich. Ich bin so selbstbewusst, dass ich die weibliche Form nicht brauche, alles Quatsch. Also, dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin selbstverständlich auch eine Frauenrechtlerin und plädiere für die weltweite Gleichstellung der Frau, nur muss ich das nicht durch die Sprache zum Ausdruck bringen. Schließlich lebe ich mit meinem Job die beste Gleichberechtigung vor. Auf der Straße zählt, was du tust und kannst, da musst du deine Ware selbst abladen können und vieles mehr. Wenn du nahezu nur mit Männern zusammenarbeitest, dann kommst du gar nicht auf die Idee, über solche sprachliche Feinheiten nachzudenken.

Sind die Männer eigentlich verwundert, wenn sie merken, dass du selbst den Brummi steuerst?

Ja, öfters mal, vor allem dann, wenn ich am Zielort schwere Sachen abladen muss. Oft schauen sie erst einmal, wo denn der dazugehörige Fahrer ist, und dann sind sie wirklich manchmal perplex, dass ich der Fahrer bin, eine Frau…

Wie bist du denn eigentlich auf die Idee gekommen, LKW-Fahren zu deinem Beruf zu machen?

Also ausgebildet wurde ich einst in Hildburghausen als Apothekenhelferin, das hieß bei mir damals noch so. Beruflich und der Liebe wegen hat es mich dann nach einiger Zeit in den Schwarzwald verschlagen. Ein paar Irrungen und Wirrungen später war ich dort schließlich mit einem Mann liiert, der LKW fuhr, und mit dem ich viel unterwegs war. Das LKW-Fahren hat mich so fasziniert, dass ich das auch lernen wollte und somit beschloss, selbst den LKW-Führerschein zu machen. Ich wollte nicht mehr zurück in einen klassischen Job, wie ich es vorher immer hatte. Und da aber auch die Beziehung zu meinem LKW-fahrenden Freund auseinander ging, suchte ich in einem branchenspezifischen Portal schließlich nach einer Person, die mir Tipps für diesen Job auf der Straße geben könnte. Und ja, was soll ich sagen, es dauerte nicht lange, da meldete sich Jemand. Dieser Jemand wurde dann sogar zu meinem Ehemann. Der übrigens jetzt mein Ex ist, aber dazu später vielleicht noch mehr.

Okay, das ist jetzt gerade ganz schön viel auf einmal. Erzähl mal der Reihe nach… hast du ihm denn von Anfang an vertrauen können? Ihr wart euch ja erstmal wildfremd…?

Ja, das stimmt, im Prinzip hatte ich keine Ahnung, mit wem ich da meine Tage und Nächte fortan in der Kabine verbrachte. Aber um dich zu beruhigen, bevor mein heutiger Ex-Mann mit mir auf Tour ging, war es ihm unter anderem wichtig, sich meinen Eltern vorzustellen, damit auch sie Vertrauen fassten, er war da wirklich von der alten Schule. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass dieser Typ ganz okay ist (zwinkert).

Und dann hast du dich in ihn verliebt…

Ja, das war damals eine sehr spannende Zeit in meinem Leben. Mein heutiger Ex-Mann arbeitete damals für eine Firma in Spanien, und so entschlossen wir uns, gemeinsam nach Spanien zu ziehen und dort gemeinsam für diese Firma zu arbeiten. Drei Jahre haben wir in der Nähe von Murcia im Südosten Spaniens gelebt und waren natürlich in dieser Zeit viel unterwegs, hauptsächlich in Europa. Geheiratet haben wir dann aber daheim bei mir auf der Schaumburg in Südthüringen, und das auch erst drei Jahre nach unserem Kennenlernen.

Ab 500 PS kommt sie in Fahrt: Romy Reveltzis ist beruflich viel mit dem LKW unterwegs.
Du sprichst von dir als Fahrer, nicht als Fahrerin?

Ja, ich bin Fahrer, fertig. Ich sag ja auch, ich bin mein eigener Herr auf der Straße (grinst). Diese ganze Genderdebatte in puncto Sprache ist nichts für mich. Ich bin so selbstbewusst, dass ich die weibliche Form nicht brauche, alles Quatsch. Also, dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin selbstverständlich auch eine Frauenrechtlerin und plädiere für die weltweite Gleichstellung der Frau, nur muss ich das nicht durch die Sprache zum Ausdruck bringen. Schließlich lebe ich mit meinem Job die beste Gleichberechtigung vor. Auf der Straße zählt, was du tust und kannst, da musst du deine Ware selbst abladen können und vieles mehr. Wenn du nahezu nur mit Männern zusammenarbeitest, dann kommst du gar nicht auf die Idee, über solche sprachliche Feinheiten nachzudenken.

Sind die Männer eigentlich verwundert, wenn sie merken, dass du selbst den Brummi steuerst?

Ja, öfters mal, vor allem dann, wenn ich am Zielort schwere Sachen abladen muss. Oft schauen sie erst einmal, wo denn der dazugehörige Fahrer ist, und dann sind sie wirklich manchmal perplex, dass ich der Fahrer bin, eine Frau…

Wie bist du denn eigentlich auf die Idee gekommen, LKW-Fahren zu deinem Beruf zu machen?

Also ausgebildet wurde ich einst in Hildburghausen als Apothekenhelferin, das hieß bei mir damals noch so. Beruflich und der Liebe wegen hat es mich dann nach einiger Zeit in den Schwarzwald verschlagen. Ein paar Irrungen und Wirrungen später war ich dort schließlich mit einem Mann liiert, der LKW fuhr, und mit dem ich viel unterwegs war. Das LKW-Fahren hat mich so fasziniert, dass ich das auch lernen wollte und somit beschloss, selbst den LKW-Führerschein zu machen. Ich wollte nicht mehr zurück in einen klassischen Job, wie ich es vorher immer hatte. Und da aber auch die Beziehung zu meinem LKW-fahrenden Freund auseinander ging, suchte ich in einem branchenspezifischen Portal schließlich nach einer Person, die mir Tipps für diesen Job auf der Straße geben könnte. Und ja, was soll ich sagen, es dauerte nicht lange, da meldete sich Jemand. Dieser Jemand wurde dann sogar zu meinem Ehemann. Der übrigens jetzt mein Ex ist, aber dazu später vielleicht noch mehr.

Okay, das ist jetzt gerade ganz schön viel auf einmal. Erzähl mal der Reihe nach… hast du ihm denn von Anfang an vertrauen können? Ihr wart euch ja erstmal wildfremd…?

Ja, das stimmt, im Prinzip hatte ich keine Ahnung, mit wem ich da meine Tage und Nächte fortan in der Kabine verbrachte. Aber um dich zu beruhigen, bevor mein heutiger Ex-Mann mit mir auf Tour ging, war es ihm unter anderem wichtig, sich meinen Eltern vorzustellen, damit auch sie Vertrauen fassten, er war da wirklich von der alten Schule. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass dieser Typ ganz okay ist (zwinkert).

Und dann hast du dich in ihn verliebt…

Ja, das war damals eine sehr spannende Zeit in meinem Leben. Mein heutiger Ex-Mann arbeitete damals für eine Firma in Spanien, und so entschlossen wir uns, gemeinsam nach Spanien zu ziehen und dort gemeinsam für diese Firma zu arbeiten. Drei Jahre haben wir in der Nähe von Murcia im Südosten Spaniens gelebt und waren natürlich in dieser Zeit viel unterwegs, hauptsächlich in Europa. Geheiratet haben wir dann aber daheim bei mir auf der Schaumburg in Südthüringen, und das auch erst drei Jahre nach unserem Kennenlernen.

Lachen, bis sich die Balken biegen: Romy hat ein herzerfrischendes Wesen.
Du hast dann also auch für die spanische Firma gearbeitet?

Genau, ich war der zweite Mann an Bord (lacht wieder, als sie sieht, dass ich wegen des Wortes „Mann“ schmunzeln muss).

Du sagtest vorhin, er sei heute dein Ex-Mann. Darf ich fragen: Ging das dann doch nicht so gut, tagein tagaus auf engstem Raum zu arbeiten und zu leben?

Der Grund war, dass wir uns zu gut verstanden haben. Wir hatten aufregende und spannende Jahre, wir haben viel erlebt und gesehen, Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt, das alles möchte ich nicht missen. Aber irgendwann spürte ich, dass es zu vertraut wurde zwischen uns, dass wir einfach doch viel zu eng miteinander waren. Wir waren ja immer auf uns gestellt, klebten sozusagen immer aufeinander. Freunde treffen, Partys feiern, das gab es für uns nahezu nicht, da wir ja immer an anderen Orten der Welt verweilten. Für mich fehlte dann irgendwann der Reiz, das Unbekannte im Anderen. So war ich es, die unsere Ehe beendete. Das war keine leichte Zeit, für uns beide nicht. Aber ich kann mich glücklich schätzen, wir verstehen uns heute wieder sehr gut.

Wie sieht dein Leben heute aus?

Heute? Ich bin frei, unabhängig und glücklich (lacht). Einen neuen Partner habe ich nicht, Kinder auch nicht, das sollte leider nicht sein. Ein Leben auf der Straße mit Kindern wäre auch nicht gegangen, dann hätte ich aufgehört mit dem Job. Es gab mal eine Zeit, da wollte ich wieder sesshafter werden, hatte mich wieder in der Apotheke beworben und wurde auch sofort genommen. Nach drei Monaten aber spürte ich, das wird nix. Ich habe das LKW-Fahren zu sehr vermisst, auch, wenn es immer bedeutet hat, privat viele Abstriche zu machen. Ich habe mich oft gefragt, wer meine wahren Freunde sind. Denn viele habe ich mit der Zeit verloren, einfach, weil ich eigentlich nie da war. Du hast Freunde auf der Straße, ja, und dort auch immer wieder andere. Und trotzdem: Das LKW-Fahren hat mich nie losgelassen…

Aber du arbeitest heute nicht mehr ausschließlich als Fahrerin, nicht wahr?

Nein, nach einigen Jahren alleine fahren, wollte ich das dann auch nicht mehr. Wie gesagt, heute arbeite ich in der Montage für Röntgengeräte, aber weil da eben auch viel transportiert werden muss, ist es praktisch, dass ich den LKW-Führerschein habe, viele der Geräte kann ich selbst ins europäische Ausland fahren. Ich komme also weiterhin viel rum, war kürzlich auch in Australien, das dann allerdings mit dem Flugzeug (lacht). Oft bin ich wochenlang unterwegs, dann freut es mich aber auch, hier mal wieder eine Weile in Coburg sein zu können in meiner kleinen Wohnung. Viel Platz brauche ich ja nicht, bin ja nicht oft da.

In welchem Land bist du am liebsten?

Island, ganz klar. Da war ich in diesem Jahr sogar schon drei Mal und ich muss sagen, ich war schockverliebt in das kleine Land. Ist das schön da! Aber insgesamt finde ich, wenn man die Augen aufmacht, dann ist jedes Land schön. Die skandinavischen sind für mich jedoch besonders schön. Ich bin ein Wintermensch, liegt vielleicht daran, dass ich früher in der DDR mal Rennrodeln als Leistungssport betrieben habe.

Lachen, bis sich die Balken biegen: Romy hat ein herzerfrischendes Wesen.
Du hast dann also auch für die spanische Firma gearbeitet?

Genau, ich war der zweite Mann an Bord (lacht wieder, als sie sieht, dass ich wegen des Wortes „Mann“ schmunzeln muss).

Du sagtest vorhin, er sei heute dein Ex-Mann. Darf ich fragen: Ging das dann doch nicht so gut, tagein tagaus auf engstem Raum zu arbeiten und zu leben?

Der Grund war, dass wir uns zu gut verstanden haben. Wir hatten aufregende und spannende Jahre, wir haben viel erlebt und gesehen, Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt, das alles möchte ich nicht missen. Aber irgendwann spürte ich, dass es zu vertraut wurde zwischen uns, dass wir einfach doch viel zu eng miteinander waren. Wir waren ja immer auf uns gestellt, klebten sozusagen immer aufeinander. Freunde treffen, Partys feiern, das gab es für uns nahezu nicht, da wir ja immer an anderen Orten der Welt verweilten. Für mich fehlte dann irgendwann der Reiz, das Unbekannte im Anderen. So war ich es, die unsere Ehe beendete. Das war keine leichte Zeit, für uns beide nicht. Aber ich kann mich glücklich schätzen, wir verstehen uns heute wieder sehr gut.

Wie sieht dein Leben heute aus?

Heute? Ich bin frei, unabhängig und glücklich (lacht). Einen neuen Partner habe ich nicht, Kinder auch nicht, das sollte leider nicht sein. Ein Leben auf der Straße mit Kindern wäre auch nicht gegangen, dann hätte ich aufgehört mit dem Job. Es gab mal eine Zeit, da wollte ich wieder sesshafter werden, hatte mich wieder in der Apotheke beworben und wurde auch sofort genommen. Nach drei Monaten aber spürte ich, das wird nix. Ich habe das LKW-Fahren zu sehr vermisst, auch, wenn es immer bedeutet hat, privat viele Abstriche zu machen. Ich habe mich oft gefragt, wer meine wahren Freunde sind. Denn viele habe ich mit der Zeit verloren, einfach, weil ich eigentlich nie da war. Du hast Freunde auf der Straße, ja, und dort auch immer wieder andere. Und trotzdem: Das LKW-Fahren hat mich nie losgelassen…

Aber du arbeitest heute nicht mehr ausschließlich als Fahrerin, nicht wahr?

Nein, nach einigen Jahren alleine fahren, wollte ich das dann auch nicht mehr. Wie gesagt, heute arbeite ich in der Montage für Röntgengeräte, aber weil da eben auch viel transportiert werden muss, ist es praktisch, dass ich den LKW-Führerschein habe, viele der Geräte kann ich selbst ins europäische Ausland fahren. Ich komme also weiterhin viel rum, war kürzlich auch in Australien, das dann allerdings mit dem Flugzeug (lacht). Oft bin ich wochenlang unterwegs, dann freut es mich aber auch, hier mal wieder eine Weile in Coburg sein zu können in meiner kleinen Wohnung. Viel Platz brauche ich ja nicht, bin ja nicht oft da.

In welchem Land bist du am liebsten?

Island, ganz klar. Da war ich in diesem Jahr sogar schon drei Mal und ich muss sagen, ich war schockverliebt in das kleine Land. Ist das schön da! Aber insgesamt finde ich, wenn man die Augen aufmacht, dann ist jedes Land schön. Die skandinavischen sind für mich jedoch besonders schön. Ich bin ein Wintermensch, liegt vielleicht daran, dass ich früher in der DDR mal Rennrodeln als Leistungssport betrieben habe.

In das Land Island habe ich mich schockverliebt.“

In das Land Island habe
ich mich schockverliebt.“

Du bist wirklich eine interessante und imposante Person. Sag mal ehrlich, konntest du dich den Männern gegenüber immer gut behaupten? Oder hast du auch mal blöde Situationen als Frau erlebt? Du warst ja auch viele Nächte alleine unterwegs…

Wenn ich alleine fahre, dann suche ich mir nachts nie einen unbeleuchteten Stellplatz. Ich parke auf keinen Fall irgendwo auf abgelegenen dunklen Parkbuchten, sondern immer an Raststätten. Bis jetzt hatte ich Glück, ich habe keine schlechten Erfahrungen machen müssen. Ich fühle mich anerkannt, bin ein Kumpel wie die anderen auch, manchmal habe ich sogar fast das Gefühl, als Frau in diesem Beruf besonderen Respekt entgegen gebracht zu bekommen. Aber klar, zu weich und empfindlich darfst du auch nicht sein, einen blöden Spruch muss man schon mal abhaben können. Aber insgesamt ist es ein bisschen wie in einer Familie da draußen. Da, wo viele LKWs parken, da weiß man, da gibt’s gutes Essen (schmunzelt). Ich fühle mich als Frau sicher und gut auf der Straße, ich vertraue darauf, dass alles gut geht, das wird wohl das Geheimnis sein.

Selbst ist die Frau: Romy kennt sich mit einem Werkzeugkoffer bestens aus.
Hast du dennoch so gar keine Angst?

Angst? Nun ja, in der ganzen Zeit ist es eigentlich nur ein einziges Mal vorgekommen, dass ich wirklich Angst hatte. Da stand ich in Hamburg im Industriegebiet, in so einem alten Hafengebiet, zu der Zeit war ich viel alleine unterwegs. Dort im Hafen stehend, sah ich keine Lampe weit und breit, dafür aber komische Gestalten, die dort rumliefen. Da habe ich nachts dann auch mal mein Namensschild rausgenommen und alles verbarrikadiert. Da hatte ich schon Angst, wobei Angst vielleicht auch übertrieben ist, eigentlich war es eher ein mulmiges Gefühl.

Und ansonsten hast du nie was Blödes erlebt auf deinen Reisen? Keine Kriminalität?

Nun ja, damals, als ich noch mit meinem Ex-Mann gefahren bin, da erinnere ich mich an unangenehme Situationen, eine in Spanien und eine in Frankreich. Am Eurotunnel werden die LKWs immer vom Zoll geöffnet, und da gab es auch ganz viele Migranten, die von Calais nach Dover mit rüber wollten und daher hinten mit auf den LKW drauf wollten, um eben nach England zu kommen. Das war mir nicht ganz geheuer, denn du wusstest ja nicht, wer gleich vor dir steht und ob die Waffen haben oder so. Und das gleiche haben wir auch in Spanien erlebt. Da gab es eine zeitlang mal viele osteuropäische Banden, die durchs Land zogen, die wollten zwar nirgendswo mit hin, aber eben schauen, welche Güter der LKW geladen hat, und was sie an Ladung davon klauen könnten. Aber zum Glück ist nichts weiter passiert, und das waren in dieser Hinsicht auch meine einzigen komischen Erlebnisse. Ansonsten habe ich nur gute Erinnerungen an meine Zeit, in der ich gefahren bin und ja auch jetzt noch fahre. Und heutzutage bin ich weitestgehend nur noch zu zweit unterwegs, da ist meistens ein Arbeitskollege dabei.

Das klingt fast so, als ob LKW-Fahren wirklich wie eine Berufung für dich ist?

So kann man es fast sagen. Ich habe schon immer diese Neugierde in mir getragen, Neues zu sehen und rumzukommen. Vielleicht liegt es daran, dass ich in Thüringen ganz nah zur bayerischen Grenze aufgewachsen bin, ich habe mich mit meiner Freundin immer gefragt, wie es wohl im Westen aussehen mag. Als die Mauer fiel, war ich 14 Jahre alt. Ab da rief die Freiheit nach mir. Ich komme auch gerne nach Hause, ich bin mit meinen Eltern sehr verbunden, besuche hier auch immer wieder liebe Freundinnen, die mich auch dann achten und schätzen, wenn ich sie nur selten sehe. Aber mir würde was fehlen, wenn ich nicht auf die Straße könnte.

Selbst ist die Frau: Romy kennt sich mit einem Werkzeugkoffer bestens aus.
Hast du dennoch so gar keine Angst?

Angst? Nun ja, in der ganzen Zeit ist es eigentlich nur ein einziges Mal vorgekommen, dass ich wirklich Angst hatte. Da stand ich in Hamburg im Industriegebiet, in so einem alten Hafengebiet, zu der Zeit war ich viel alleine unterwegs. Dort im Hafen stehend, sah ich keine Lampe weit und breit, dafür aber komische Gestalten, die dort rumliefen. Da habe ich nachts dann auch mal mein Namensschild rausgenommen und alles verbarrikadiert. Da hatte ich schon Angst, wobei Angst vielleicht auch übertrieben ist, eigentlich war es eher ein mulmiges Gefühl.

Und ansonsten hast du nie was Blödes erlebt auf deinen Reisen? Keine Kriminalität?

Nun ja, damals, als ich noch mit meinem Ex-Mann gefahren bin, da erinnere ich mich an unangenehme Situationen, eine in Spanien und eine in Frankreich. Am Eurotunnel werden die LKWs immer vom Zoll geöffnet, und da gab es auch ganz viele Migranten, die von Calais nach Dover mit rüber wollten und daher hinten mit auf den LKW drauf wollten, um eben nach England zu kommen. Das war mir nicht ganz geheuer, denn du wusstest ja nicht, wer gleich vor dir steht und ob die Waffen haben oder so. Und das gleiche haben wir auch in Spanien erlebt. Da gab es eine zeitlang mal viele osteuropäische Banden, die durchs Land zogen, die wollten zwar nirgendswo mit hin, aber eben schauen, welche Güter der LKW geladen hat, und was sie an Ladung davon klauen könnten. Aber zum Glück ist nichts weiter passiert, und das waren in dieser Hinsicht auch meine einzigen komischen Erlebnisse. Ansonsten habe ich nur gute Erinnerungen an meine Zeit, in der ich gefahren bin und ja auch jetzt noch fahre. Und heutzutage bin ich weitestgehend nur noch zu zweit unterwegs, da ist meistens ein Arbeitskollege dabei.

Das klingt fast so, als ob LKW-Fahren wirklich wie eine Berufung für dich ist?

So kann man es fast sagen. Ich habe schon immer diese Neugierde in mir getragen, Neues zu sehen und rumzukommen. Vielleicht liegt es daran, dass ich in Thüringen ganz nah zur bayerischen Grenze aufgewachsen bin, ich habe mich mit meiner Freundin immer gefragt, wie es wohl im Westen aussehen mag. Als die Mauer fiel, war ich 14 Jahre alt. Ab da rief die Freiheit nach mir. Ich komme auch gerne nach Hause, ich bin mit meinen Eltern sehr verbunden, besuche hier auch immer wieder liebe Freundinnen, die mich auch dann achten und schätzen, wenn ich sie nur selten sehe. Aber mir würde was fehlen, wenn ich nicht auf die Straße könnte.

Mir würde was fehlen, wenn ich nicht auf die Straße könnte.“

Mir würde was fehlen, wenn ich nicht auf die Straße könnte.“

Dein persönlicher Traumberuf leidet aber offensichtlich unter einem recht schlechten Image, es soll ja immer weniger Fahrer geben…

Ja, das ist schon nachvollziehbar. Du kannst in diesem Beruf nur ganz schwer ein Familienleben führen, als Mutter schon mal gar nicht, und auch Väter haben große Probleme, weil sie ihre Kinder unter der Woche nicht sehen, auch am Wochenende manchmal nicht. Die Bezahlung ist bei so manchen Auftraggebern nicht angemessen, und die Belastungen sind sehr hoch, wir müssen viele Stunden hintereinander am Tag und auch manchmal in der Nacht hochkonzentriert sein, wissen oft nicht, wo wir schlafen werden, weil die Parkbuchten und Raststätten völlig überlaufen sind. Es mangelt einfach so sehr an Parkplätzen für LKWs, das ist erschreckend und beängstigend, ich verstehe nicht, warum da seitens der Politik nicht mehr getan wird. Der Beruf des LKW-Fahrers ist sehr wichtig für die Wirtschaft, das hat noch keiner offenbar so wirklich verstanden. Nahezu alle LKW sind im Übrigen auch schadstoffarmer als PKWs, also auch hier gibt es nicht berechtigte Vorurteile. Du siehst, ich kämpfe für meine Branche, aber ich verstehe auch, wenn man sich dem ganzen Stress nicht aussetzen will und kann, da musst du schon eine gewisse Stärke haben. Für mich aber überwiegen die Vorteile, nicht zuletzt deswegen, weil ich meine Tage ein großes Stück weit frei gestalten kann.

Dein Leben war bis jetzt sehr bewegt. Auf was freust du dich in Zukunft?

Oh, das Thema Zukunft, ja, wenn ich ehrlich bin, ist das gerade ein großer Punkt für mich. Meine Arbeit macht mir wie gesagt riesigen Spaß, aber ich weiß auch, dass ich das körperlich nicht mehr ewig durchhalte, dafür mache ich das schon zu lange und bin ja auch schon 47 Jahre alt. Auf was ich mich freue? Darauf kann ich dir gerade gar keine richtige Antwort geben, meine Zukunft steht gerade in den Sternen, ich lasse mich gerne überraschen, was noch so kommt. Und ich sag immer, irgendwo öffnet sich schon eine Türe (lächelt sehr herzlich). Im Moment träume ich jedenfalls noch immer von Island… und wer weiß, wo es mich noch hin verschlägt.

Fotos: Sinchen Fotografie Instagram @sinchen_fotografie, privates Foto

schoen.frau-Steckbrief

Romy Reveltzis

Geburtsort: Dohna (Sachsen)

Wohnort: Coburg

Geburtstag: 13. August 1975

Ausbildung Apothekenhelferin

Was macht dich glücklich? Stille Momente in der Natur (Ausgleich zum Lärm auf der Straße). Wenn es meiner Familie und meinen Freunden gut geht. Das Gefühl: wild and free 😊

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Geburtsort: Dohna (Sachsen)

Wohnort: Coburg

Geburtstag: 13. August 1975

Ausbildung Apothekenhelferin

Was macht dich glücklich? Stille Momente in der Natur (Ausgleich zum Lärm auf der Straße). Wenn es meiner Familie und meinen Freunden gut geht. Das Gefühl: wild and free 😊

Das Interview führte Christina, die Romy als Interviewpartnerin von Simone @sinchen_fotografie empfohlen bekommen hat. Und was sollen wir sagen: Ein voller Treffer! Wir durften eine Frau in einem Männerberuf kennenlernen, die sowas von schoen.frau ist! Christina ist schwer beeindruckt von Romy und ihrer beruflichen Tätigkeit als LKW-Fahrerin – im Gespräch mit Romy durfte sie in eine ganz andere, ihr unbekannte Welt eintauchen. Christinas Urteil: Ganz schön abgefahren 😉

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Eine Antwort

  1. Liebe Christina,
    das Interview ist so toll geworden. Und auch für mich, die Romys Geschichte ja schon kennt, war es super spannend und ich habe auch nochmal neue Dinge erfahren.
    Man kann sich bei deiner Beschreibung richtig gut einfühlen und denkt man sitzt beim Interview live mit dabei.

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